(28. Juli 2007, HH-Abendblatt/Norderstedter Zeitung)
Ein Kleinod! Was Ulf Lauenroth und Jürgen Hartmann mit Orgel und Trompete von der Orgelempore der Maria-Magdalenen-Kirche in Bad Bramstedt zauberten, berührte viele der rund 60 Zuhörerinnen und Zuhörer tief. Unter dem Titel "Alles echt? Originale meisterhaft kopiert" spielte das Duo für Orgel und Trompete adaptierte Werke, die sie meist selbst für ihre Instrumente übersetzten.
Jürgen Hartmann, freier Trompeter aus Leipzig, und Ulf Lauenroth, Kantor der Maria-Magdalenen-Kirche, konzertieren seit 2002 miteinander - ein sich hervorragend ergänzendes Duo. Am meisten Spaß brachte das einzige zeitgenössische Werk, das "Intrade in Jazz" für Orgel solo von Johann Matthias Michel (44). Lauenroth ließ es von der Empore swingen, schwelgte in tänzerischen Variationen und zauberte ein Lächeln in die Gesichter der Zuhörerschaft. "Schön!", seufzte eine Stimme. Überraschend auch das Orgelstück "Sortie in Es" von Louis James Alfred Lefebure-Wely (1817 bis 1870). Der Pariser Organist komponierte ein buntes Jahrmarkttreiben mit Karussellklängen, und Lauenroth zauberte voll Witz und Esprit ein Leierkastenorgelstück. Dafür ließ er Jürgen Hartmann in den Duo-Stücken viel Raum.
Johann Sebastian Bachs Choral der Kantate "Jesu bleibet meine Freude" spielte Hartmann mit dem Corno da caccia ( Jagdhorn) erstaunlich cantabel. Unglaublich weich blies er Georg Friedrich Händels (1685 bis 1759) Largo aus der Oper "Xerxes" an - welch hingebungsvoller Klang!
Zum Versinken schön die erste Zugabe, das berühmte Adagio g-Moll für Streicher und Orgel, das Tomaso Albinoni (1671 bis 1750) zugeschrieben, aber von Remo Giazotto (1910 bis 1998) auf das Fragment einer Trio-Sonate von Albinoni komponiert sein soll. Jürgen Hartmann und Ulf Lauenroth spielten es zeitlich gerafft und betonten den melancholischen Inhalt. Ein wunderbarer Schluss, wären sie nicht auf die Idee gekommen, noch einen Henry Purcell zu spielen . . .
erschienen am 28. Juli 2007, geschrieben von Heide Linde-Lemcke