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Schuberts Winterreise sorgte für andächtige Stiller in der Kirche


Ulf Lauenroth begleitet den Hamburger Tenor Dr. Winfried Adelmann am Klavier. Für den Bramstedter Kirchenmusiker war Schuberts Winterreise eine Premiere

Bad Bramstedt (osp) Schuberts Winterreise - nur ein Minderheitenprogramm? Offensichtlich nicht. Die Maria-Magdalenen-Kirche war fast voll besetzt, als der Hamburger Tenor Dr. Winfried Adelmann, begleitet von Ulf Lauenroth, Franz Schuberts Liederzyklus anstimmte. Es war der Auftakt zu einer Reihe von zehn Konzerten in der Kirche.
     Die Winterreise von Franz Schubert kannst Du singen, wenn Du 45 Jahre alt bist, hat mir mein Gesangslehrer gesagt", erzählte Winfried Adelmann der Segeberger Zeitung. Daran habe er sich gehalten - und das sei auch gut so, meinte der mittlerweile 47-jährige Mathematik- und Musiklehrer einer Altonaer Volks- und Realschule. Es gehöre einfach eine gewisse Reife dazu, um die Stimmung  dieser 24 Lieder richtig zu tragen. Ein Krankenhausaufenthalt im vergangenen Jahr, durch den ihm die Endlichkeit des Lebens bewusster gewordern sei. habe dazu sicherlich auch beigetragen, meinte Adelmann, der erst nach seiner Lehrerausbildung Gesang studierte. Auch wenn er wegen seiner drei kleinen Kinder gesanglich etwas kürzer tritt, gönnt er sich weiterhin Konzertauftritte, wie den in der Maria-Magdalenen-Kirche, „denn Musik ist wichtig für das eigene Leben, für die Seele", meint Adelmann. An seinem Beruf als Lehrer und seiner Tätigkeit als Dozent an der Hamburger Sängerakademie schätzt er, dass er auch anderen Menschen Musik vermitteln kann.
     Franz Schuberts „Winterreise" entstand 1828, nur ein Jahr vor dem Tod des 1779 geborenen Komponisten. Sie ist geprägt von Trauer, Lebensunlust und einem Gefühl der Sinnlosigkeit des Daseins. Dementsprechend sind die meisten Lieder in der Tonart Moll gehalten. Lediglich „Der Lindenbaum", dessen Text und Melodie als „Am Brunnen vor dem Tore" landläufig bekannt sind, und der "Frühlingstraum" sind in Dur komponiert.
     Im Lied "Im Dorfe heißt es:"Menschen erträumen sich einiges, was sie nicht haben, und morgen früh ist alles zerflossen". Schuberts Leben war von Schwermut und Krankheit gezeichnet. Zu Lebzeiten hatte er nie wirkliche Anerkennung erfahren. Auch wenn er 600 Lieder komponierte und zur zentralen Figur im Kunstlied der Romantik wurde, lebte er in Armut. Neben seiner Krankheit, die ihn ständig unter Schmerzen leiden ließ, hatte er psychisch stark unter dem Tod von Ludwig van Beethoven, seinem großen Vorbild, zu leiden. Schubert selbst starb früh - mit nur 31 Jahren.
     Adelmann und Lauenroth verstanden es, die schmerzliche Stimmung in Schuberts Liederzyklus` zu vermitteln. Selten war bei einem Konzert in der Kirche eine derartig gespannte Stille zu erleben, die sich erst am Ende in einem lang anhaltenden Applaus entlud. Für den Bad Bramstedter Kirchenmusiker Ulf Lauenroth war es nicht nur als begleitender Pianist ein erfolgreicher Abend, sondern auch als Veranstalter. Die volle Kirche zeigte, dass er mit seinen Konzerten das richtige Gespür für das Bramstedter Publikum hat. Und so dürfen sich Musikfreunde schon auf die Johannes-Passion freuen, die am Sonnabend, 12. März, ab 19.30 Uhr in der Maria-Magdalenen-Kirche aufgeführt wird - wieder mit Dr. Winfried Adelmann.

(erschienen am 19. Februar 2005 in der Segeberger Zeitung) 

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