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Unsagbar fremd und dennoch so vertraut

Barock-Konzert im Gotteshaus der Renaissance
Wolfenbüttel. Ein festliches Barock-Konzert für Trompete und Orgel wurde den Zuhörern am Samstag in der Hauptkirche im Rahmen der Reihe "Musik an St.Marien" geboten. Mit Werken von Georg Friedrich Händel, Georg Philipp Telemann, Dietrich Buxtehude, Giuseppe Torelli, Johann Pachelbel und Johann Melchior Molter versetzten der Leipziger Jürgen Hartmann (Trompete) und der Bad Bramstedter Ulf Lauenroth (Orgel) ihre Zuhörer musikalisch in eine Zeit der Lebensfreude und des gleichzeitigen Wissens um den baldigen Tod
    Gekonnt setzte Lauenroth die Emotionen dieser zeit um, indem er im wahrsten Sinne des Wortes "alle Register" der Hauptkirchenorgel zog. Von leisen, kaum hörbaren melancholischen Tönen bis zu fast markerschütternden lebensbejahenden Klängen gab er eine Ahnung davon, wie abwechslungsreich und vielfältig die Musikwelt des Barocks einst war.
    Die emotional hochfliegenden Klänge rundete Jürgen Hartmann virtuos mit den historischen Klängen seiner Naturtrompete ab. Dabei handelt es sich um ein ventilloses Instrument, wie es zu Zeiten Telemanns und Händels gespielt wurde. Erst 1820 wurde die Trompete mit Ventilen hergestellt.
    Die Hauptkirche bildete, wenn auch ein Gotteshaus der Renaissance, mit ihrem vergoldeten Altar, den Malereien und christlichen Figuren einen würdigen Rahmen für dieses Konzert. Hartmann und Lauenroth zeigten in eineinhalb Stunden, dass die Welt des Barock für uns heute fremd und doch emotional so vertraut ist, dass die Musik bis heute begeistert und mitreißt. Das Publikum dankte den beiden Musikern für diese Leistung mit viel Applaus.

(erschienen am Montag, 9. Februar 2004 im Wolfenbüttler  

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